Emmy Ball-Hennings und Hugo Ball
Mit zahlreichen bisher unveröffentlichten Abbildungen
Insel Verlag, Berlin 2015 (it 4400)
477 Seiten
"Sie feierten ein Fest und niemand wußte es.
Es war vorüber, als sie es empfanden.
Sie trauerten um einen Schmerz, den sie nicht kannten
Und bluteten aus einer unbewußten Wunde.
Sie trugen Masken, die sie selbst nicht sahen
Und waren so einander tief verborgen.
Was sich im Traum gelöst, versiegelte der Morgen.
Und ein Vergessen stand auf ihrem Munde.
So ward ihr Dasein stummes Rätselspiel.
Und ihre Sehnsucht ward zu einer Sage.
Verschlungen blühten sie hoch überm Tage
In einem, ihnen selbst, geheimen Bunde."

Das Paradies war für uns

Inhalt

Es begann 1912 mit einer zufälligen Begegnung: Hugo Ball, der Theatermann an den Münchner Kammerspielen, trifft auf Emmy Hennings, die exzentrische Diseuse und drogensüchtige Muse bedeutender Männer, die gerade ihre ersten Gedichte veröffentlicht hat. Die schillernde Maskenspielerin, Liebling der Berliner und Münchner Boheme, und der rebellische Dichter, schwankend zwischen Aktionismus und Anarchismus, fanden sich in Zeiten des Krieges und beginnen ihr gemeinsames „Spiel vom Büchermachen“.

Das Paradies hatte Hugo Ball ihr versprochen, aber es war ein steiniger Weg, der das extravagante Paar ins Zentrum der literarischen Moderne führte.

Von der provinziellen Enge der Kindheit und Jugend, der Berliner und Münchner Avantgarde zur Emigration in die Schweiz und Gründung des „Cabaret Voltaire“ in Zürich 1916, der Keimzelle des Dadaismus, und schließlich in die Abgeschiedenheit im ländlichen Tessin, wo das Paar eine intensive Freundschaft mit Hermann Hesse pflegt, bis zum Tod Hugo Balls 1927: Bärbel Reetz lässt in ihrer ersten Biographie dieses ungewöhnlichen Paars eine Zeit wieder aufleben, in der viel gefragt und noch mehr gewagt wurde.

 

Auch wenn einige Freunde Emmy kritisch gegenüberstanden, so sind sie doch immer wieder ihrer Faszination erlegen, haben gewußt, daß Hugo Ball nur mit Emmy an seiner Seite den mühsamen Weg der Sublimierung vom anarchistisch-dadaistischen Libertin und Revolutionär zum asketisch-zurückgezogenen Seelsorger wagen konnte (…)

Sie bleibt die Maskenspielerin und ihrem Gaukler verbunden. Die Wortprinzessin bleibt ihrem Buchstabenkönig treu, der ihr schmerzlich-schönes Spiel beschworen hat:

Ich bin der Geheimnisse lächelnder Ketzer, / Ein Buchstabenkönig und alles Zerschwätzer. / Hysteria clemens hab ich besungen / In jeder Gestalt ihrer Ausschweifungen. / Ein Spötter, ein Dichter, ein Literat – / Streu ich der Worte verfängliche Saat.

 

Der Film? DADA? – Hugo Ball – Der Buchstabenkönig (Buch und Regie: Karl Piberhofer), in dem Bärbel Reetz mitwirkte, hatte nach Previews in Berlin 2017 seine internationale Premiere im Oktober 2018 in Zürich.

Pressestimmen

Das Paradies war für uns – die exzellente Biografie der Schriftstellerin Bärbel Reetz.
NZZ – Neue Zürcher Zeitung – 08.08.2016

Reetz gelingt es mit ihrem beeindruckenden Buch, erkennbar das Ergebnis jahrelanger Recherchen, eine wohlausgewogene und sehr differenzierte Studie über das Paar vorzulegen (…) Inmitten der vorhandenen Literatur zu Dada, insbesondere zum Paar Ball-Hennings (…) steht Reetz’ neue Doppelbiografie nun zwar keineswegs konkurrenzlos da (…) Doch nach Umfang und Informationsgehalt sowie dank eines breiten Recherchefundaments handelt es sich bei dem Buch von Reetz zweifellos um die gewichtigste derzeit vorliegende biografische Gesamtdarstellung der beiden, (…) und durch ihren flüssigen Stil darf sie mit Recht Anspruch auf das Interesse zahlreicher Leser erheben.
Martin Ingenfeld – literaturkritik.de – 05.02.2016

Bärbel Reetz ist den Lebensstationen ihrer beiden Helden akribisch nachgegangen und hat einige aufregende Entdeckungen gemacht, die in bisherigen Darstellungen fehlten (…) All die Sprunghaftigkeiten, die nicht nur Ball, sondern auch der von „Weglaufsucht“ getriebenen und ihrer Morphinabhängigkeit zermürbten Emmy Hennings zu eigen waren, hat nun Bärbel Reetz geduldig entschlüsselt (…) diese faszinierende Koexistenz geistiger Widersprüche in bislang unerreichter Genauigkeit dokumentiert.
Michael Braun / Der Tagesspiegel / 25.01.2016

Ihre materialreiche Monographie ist überdies schillerndes Zeitpanorama mit exzentrischen Auf- und Abtritten der gesamten Münchener oder Berliner Boheme nebst Abstechern ins Lebensreformerlager Tessin und vielen anderen Kreativorten. Mit Bärbel Reetz in diese Übergangszeit zu reisen macht nicht nur viel Spaß. Sie entreißt die Protagonisten auch der oberflächlichen Bühnenwelt und zeigt sie als leidenschaftlich Suchende.
Anja Hirsch – WDR 3 – Westdeutscher Rundfunk – 05.02.2016

Dem Ehe- und Künstlerpaar Emmy Hennings und Hugo Ball widmet Bärbel Reetz ihre opulente Doppelbiographie, in der sie chronologisch die Lebenslinien der beiden Protagonisten nachzeichnet, die seit 1915 trotz aller Fliehkräfte, die diese Künstlerehe immer wieder gefährdet haben, bis zum Tod Hugo Balls gemeinsam Suchende blieben.

Oliver Bentz – Wiener Zeitung / 06./07.02.2016

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