
Insel Verlag, Berlin 2012 (it 4124)
430 Seiten
Hesses Frauen
Inhalt
Man kennt ihn: Hermann Hesse. Sein Werk: in aller Welt. Wer aber waren die Frauen an der Seite des bindungsscheuen Dichters, der nicht heiraten wollte und sich dennoch dreimal „den Ring durch die Nase ziehen“ ließ? Womit gelang es ihnen, den Widerstand des Eheskeptikers zu brechen? Und wie lebte es sich mit Hesse, der in seinem Werk keine überzeugenden Frauenfiguren schuf, sondern sein eigenes, männliches Schicksal erzählend zu deuten versuchte?
Dass es nicht einfach werden würde, haben sie alle gewusst: Maria Bernoulli, die Fotografin aus alter Basler Gelehrtenfamilie, die junge Sängerin Ruth Wenger und die Kunsthistorikerin Ninon Dolbin-Ausländer.
Drei Frauen, drei Lebensentwürfe: Als der erste mit Maria Bernoulli und den drei Söhnen in der ländlichen Abgeschiedenheit misslingt, zieht Hesse 1919 ins Tessin und führt mit seiner zweiten Frau, Ruth, und ab 1927 mit Ninon Dolbin ein Leben in jener Distanz, die für seine Arbeit unabdingbar, für seine Frauen jedoch schwierig ist.
Erwartungen, Enttäuschungen, Trennungen, von denen Bärbel Reetz, gestützt auf teilweise unveröffentlichte Dokumente, erzählt. Dabei zeichnet sie nicht nur die Porträts dreier ungewöhnlicher Frauen, sondern macht auch neue, bisher wenig beachtete Facetten der Persönlichkeit Hesses sichtbar.
Zweitens ist meine Heirat nichts andres als was bei mir eben eine Heirat sein kann: ein Akt der Ergebung nach langem Sträuben, eine Gebärde des Nachgebens und Fünfe-grade-sein-Lassens der Frau gegenüber.
Immerhin, ich bin dieser Frau dankbar, daß sie mich an der Grenze des Alters noch einmal in Versuchung geführt und zu Fall gebracht hat, daß sie mein Haus führt und mich mit leichten bekömmlichen Sachen füttert, da ich meistens krank bin. Aber zwischenein fühle ich doch den Zustand des Wohlergehens als kläglich und stünde lieber nackt im Regen.
Pressestimmen
Minutiös wird hier nicht nur das Privatleben des Dichters aufgezeichnet, sondern parallel dazu die Entstehungsgeschichte seiner Werke. Seine Frauen erscheinen nicht als Opfer. Es sei denn als Opfer ihrer Zeit und deren Rollenverständnis.
Waltraut Wortmann-von Rode / SR Saarländischer Rundfunk / 26.05.2012
Mit sehr empathischem Blick und gestützt auf viele unveröffentlichte Quellen zeichnet Reetz in „Hesses Frauen“ die Porträts dreier ungewöhnlicher und gänzlich verschiedener Frauen, die nur etwas miteinander gemeinsam hatten: Sie alle liebten Hermann Hesse abgöttisch und bis zur totalen Selbstaufgabe, sie ruhten nicht, bis der unverhohlene, hartnäckige Eheverächter sie heiratete – und sie litten Qualen in der Verbindung.
Was dabei in groben Konturen bisher aus Aussagen Hesses oder seines Analytikers Bernhard Josef Lang eher beiläufig als lästige, die Schöpferkraft hemmende Episoden bekannt war (…), gerät unter Reetz’ Verarbeitung unzähliger Briefe und Tagebucheinträge zum spannend zu lesenden Seelenkrimi.
Alexandra Stäheli / NZZ Neue Zürcher Zeitung / 09.08.2012
„Hesses Frauen“, eines der schönsten und interessantesten Bücher, die ich in den vergangenen Monaten las!
Rosemarie Schmitt / kultur online / 11.08.2012
Hesses Frauen stand im Erscheinungsjahr 2012 mehrere Monate auf der Spiegel-Bestsellerliste und wurde übersetzt ins
Koreanische (Verlag Jaeum & Moeum, Seoul 2014),
Spanische (Circe Editiones, Barcelona 2013),
Slowakische (Petrus Publishers, Bratislava 2017).
„Hesses Frauen“ trägt keine Gattungsbezeichnung: Es changiert zwischen penibel recherchiertem Bericht und erzählerischer Nahaufnahme. Wohl noch nie ist die Liebesuntüchtigkeit des naturfrommen Eremiten Hesse so detailgenau und bewegend beschrieben worden wie in diesem Buch. (…)
Diese unausgetragenen Widersprüche zwischen Hesses Mönchtum, seinen Sehnsuchtsbriefen und seinem Liebesegoismus mit der gebotenen Nüchternheit rekonstruiert zu haben, ist die große Leistung von Bärbel Reetz.
Weitere Monografien
Meret Oppenheim – Wandlungen
Oktober 2024
400 Seiten
Hesses Frauen (Neuauflage)
Berlin 2024
424 Seiten
Seiltänzer noch im Dunkeln
Mai 2022
104 Seiten, gebunden
Berlin, Marienstraße 23
Juni 2021
268 Seiten